Vorwort Präsident  - Turgay Korucu

 

„Ein neues Zeitalter für die medizinischen Dokumentation“

 
Liebe Leserinnen und Leser,

der erste Jahresbericht der Vereinigung Medizinischer Dokumentare Deutschlands (VmDD) umfasst den Zeitraum von Mai 2021 bis Dezember 2022. Er bietet einen umfassenden Überblick über unsere bundesweite Arbeit zugunsten qualifizierter Fachkräfte im Bereich der medizinischen Dokumentation in Deutschland.

Die medizinische Dokumentation ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitswesens. Sie bildet die Grundlage für Behandlungsentscheidungen, wissenschaftliche Forschung und den Schutz der Patientinnen und Patienten. Eine vollständige und präzise Dokumentation ermöglicht nicht nur eine verlässliche Nachverfolgung medizinischer Verläufe, sondern trägt auch wesentlich zur Generierung von Wissen und zur Absicherung korrekter Diagnosen bei. Fehler oder Lücken in der Dokumentation können sowohl in der Patientenversorgung als auch in der Forschung schwerwiegende Folgen haben. Bereits kleine Unstimmigkeiten bei der Erfassung von Befunden oder Therapieplänen können zu großen Problemen führen. Aus diesem Grund ist die medizinische Dokumentation ein sensibler und komplexer Bereich, der nur durch hervorragend ausgebildete Fachkräfte zuverlässig gestaltet werden kann.

In meiner beruflichen Laufbahn war ich unter anderem als Koordinator für die Landeskrebsregistermeldestellen großer Klinikverbünde in Nordrhein-Westfalen tätig. Dabei leitete ich Tumordokumentationsabteilungen, entwickelte klinische Krebsregister weiter und implementierte Meldestellen gemäß dem Landeskrebsregistergesetz (LKRG-NRW). Diese Tätigkeiten umfassten zentrale Aufgaben wie die Tumordokumentation und die Einhaltung der Meldepflicht für Krebserkrankungen. Ziel meiner Arbeit war es stets, die Krebsregistrierung in Nordrhein-Westfalen voranzubringen und so einen Beitrag zur Bekämpfung von Krebs zu leisten. Im Laufe dieser Jahre lernte ich zahlreiche Berufsfelder im Bereich der klinischen Forschung kennen. Besonders beeindruckt war ich von der Arbeit medizinischer Dokumentare. Ihre Expertise und Funktion als Schnittstelle zwischen medizinischen Fachkräften und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verdeutlichen, wie essenziell ihre Arbeit im Kampf gegen Krebs ist.

Heute ist der Bedarf an qualifizierten Fachkräften in der medizinischen Dokumentation größer denn je. Insbesondere in Krankenhäusern, die onkologische Daten erheben, fehlt es an gut ausgebildetem Personal. Die jahrelange Vernachlässigung der Qualität in der medizinischen Dokumentation hat den Berufsstand in eine tiefe Krise gestürzt und die Qualität der onkologischen Datenerhebung in Universitäten, Kliniken und Krankenhäusern erheblich beeinträchtigt.

Eine folgenschwere Fehlentscheidung der Vergangenheit war es, dual ausgebildete Medizinische Dokumentare durch kostengünstigere Quereinsteiger zu ersetzen, deren Qualifikationen oft nur auf kurzen Zertifikatslehrgängen privater Vereine beruhen. Diese Praxis hat nicht nur die Arbeit der medizinischen Dokumentation entwertet, sondern auch die Versorgung und Behandlung von krebskranken Menschen in Deutschland gefährdet.

Es ist höchste Zeit, die Bedeutung dieser Berufsgruppe wieder anzuerkennen und die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Qualität und Attraktivität dieses Berufsfeldes langfristig zu sichern.

Medizinische Dokumentare mit dualer Ausbildung durchlaufen in der Regel eine fundierte Kombination aus theoretischer und praktischer Schulung. Diese bereitet sie optimal darauf vor, komplexe medizinische Datenerhebungen kompetent zu bearbeiten und höchste Qualitätsstandards zu erfüllen. Im Gegensatz dazu verfügen Quereinsteiger, die über Zertifikatslehrgänge privater Vereine einen schnellen Zugang zur medizinischen Dokumentation erhalten, meist nicht über diese tiefgehende Expertise.

Dennoch haben viele Kliniken und Krankenhäuser in der Vergangenheit die kostengünstigere Option bevorzugt und gleichzeitig das Gehaltsniveau dual ausgebildeter Fachkräfte an jenes der Quereinsteiger angepasst.

Diese Entwicklung hat bei den verbliebenen Fachkräften erheblichen Frust und Unzufriedenheit ausgelöst. Viele fühlten sich in ihrer Arbeit nicht ausreichend wertgeschätzt und sahen keine langfristigen Perspektiven, was dazu führte, dass sie den Beruf oder die Branche verließen. Einrichtungen, die den Eindruck vermitteln, dass Einsparungen wichtiger sind als die Qualität medizinischer Dokumentationen und Daten, riskieren nicht nur das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden, sondern auch einen erheblichen Schaden für ihr öffentliches Ansehen.

Ehrenamtliches Engagement: Ein Grundpfeiler gesellschaftlicher Entwicklung

Ehrenamtliche Vorstandsarbeit ist eine unverzichtbare, institutionalisierte Form des Engagements und der politischen Teilhabe. Sie umfasst jede Art von Freiwilligenarbeit, die ohne finanzielle Vergütung geleistet wird. Wir verstehen uns als integralen Bestandteil der Gesellschaft, der dazu beiträgt, das Gemeinwohl zu fördern und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Mit unseren begrenzten Ressourcen an Zeit und Geld leisten wir einen entscheidenden Beitrag, um Vielfalt in der Gesellschaft zu fördern und Missstände zu bekämpfen – etwa die beruflichen Benachteiligungen, denen medizinische Dokumentarinnen und Dokumentare in Deutschland seit Jahren ausgesetzt sind.

Besonders im Kontext des Fachkräftemangels im Bereich der medizinischen Dokumentation wurde ehrenamtliches Engagement in Deutschland bislang zu wenig gewürdigt und gefördert. Es ist daher von zentraler Bedeutung, dass sich nicht nur Ehrenamtliche untereinander unterstützen, sondern auch die von diesem Mangel betroffenen Gesundheitseinrichtungen aktiv in die Zusammenarbeit eingebunden werden. Eine gut organisierte ehrenamtliche Arbeit im Gesundheitswesen kann wertvolle Impulse für Politik und Gesellschaft setzen – vor allem in Fachbereichen, die bislang unzureichend repräsentiert sind.

Schwerpunkt des Jahresberichts: Rückgewinnung dual ausgebildeter Fachkräfte

Der Schwerpunkt unseres ersten Jahresberichts liegt auf der Rückgewinnung dual ausgebildeter Fachkräfte, die aufgrund beruflicher und akademischer Benachteiligungen aus dem Bereich der medizinischen Dokumentation ausgestiegen sind. In diesem Bericht präsentieren wir Ihnen konkrete Maßnahmen, die dringend erforderlich sind, um den Fachkräftemangel in diesem Bereich bundesweit zu bekämpfen. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Analysen, Studien und Handlungsempfehlungen nicht nur helfen werden, den Mangel zu lindern, sondern ihn langfristig zu überwinden.

Auf den folgenden Seiten finden Sie innovative Ansätze und Vorschläge, die unter meiner Leitung für Politik, Entscheidungsträger sowie Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Bereich der medizinischen Dokumentation entwickelt wurden. Wir glauben fest daran, dass die Rückgewinnung abgewanderter Fachkräfte nur durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Institutionen, dem Bund und den Ländern gelingen kann.

Ein neues Kapitel für die medizinische Dokumentation

Die Vereinigung Medizinischer Dokumentare Deutschlands (VmDD) hat sich unter meiner Führung das Ziel gesetzt, die Fehler der Vergangenheit im Bereich der medizinischen Dokumentation zu korrigieren. Gemeinsam werden wir ein neues Zeitalter einleiten, das durch Qualität, Wertschätzung und eine nachhaltige Fachkräfteförderung geprägt ist. Wir laden Sie ein, unsere Vision und Ziele zu unterstützen – für eine bessere Zukunft der medizinischen Dokumentation.

 


Turgay Korucu 
Präsident der Vereinigung Medizinischer Dokumentare Deutschlands (VmDD) 

(geändert am : Düsseldorf, 12. Oktober 2024)

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