Handlungsempfehlung der VmDD für Entscheidungsträger zur Anerkennung und Förderung des Berufs des Medizinischen Dokumentars 

 

Einleitung und historische Entwicklung

Der Beruf des Medizinischen Dokumentars entstand als Antwort auf den wachsenden Bedarf an systematischer und professioneller Dokumentation medizinischer Informationen. Mit der fortschreitenden Entwicklung des Gesundheitswesens und dem exponentiellen Anstieg medizinischer Daten hat sich dieser Beruf kontinuierlich weiterentwickelt.

In der Frühphase des Gesundheitssystems spielte die Dokumentation nur eine nachgeordnete Rolle. Individuelle Aufzeichnungen durch Ärzte und Krankenhäuser waren oft unkoordiniert, und die Verwaltung von Papierakten war ineffizient. Mit dem medizinischen Fortschritt und der Einführung elektronischer Gesundheitsakten nahm die Bedeutung der medizinischen Dokumentation zu. Bereits in den 1960er und 1970er Jahren erkannten Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen die Notwendigkeit spezialisierter Fachkräfte. Medizinische Dokumentare übernahmen damals Aufgaben wie die Erfassung, Organisation und Verwaltung von Patientendaten, Krankengeschichten und Laborbefunden, um die Genauigkeit und Verfügbarkeit medizinischer Informationen zu gewährleisten.

Im Laufe der Jahre erweiterte sich das Aufgabenspektrum erheblich: Neben der medizinischen Codierung und Klassifikation entwickelten sich medizinische Dokumentare zu Experten für digitale Gesundheitssysteme und elektronische Patientenakten. Heute tragen sie wesentlich zur Effizienz, Sicherheit und Qualität der Gesundheitsversorgung sowie zur medizinischen Forschung bei.

Herausforderungen und Chancen

Trotz der essenziellen Rolle, die medizinische Dokumentare im Gesundheitswesen spielen, wurde die Anerkennung und Förderung dieses Berufs lange vernachlässigt. Neue Berufsbilder wie das des Medizinischen Informationsmanagers sind aus dem ursprünglichen Beruf des Medizinischen Dokumentars hervorgegangen. Der wesentliche Unterschied liegt häufig lediglich in der Bezeichnung von Modulen, die im Rahmen der Akkreditierung an Hochschulen neu formuliert wurden.

Es besteht daher ein dringender Handlungsbedarf, um:

  1. Die Gleichwertigkeit der dualen Ausbildung „Medizinischer Dokumentar“ mit dem Bachelorstudiengang „Medizinisches Informationsmanagement“ anzuerkennen.
  2. Die Bedeutung des Berufs als Ursprung und Kern aller Berufe im Informations- und Dokumentationsdienst im Gesundheitswesen zu würdigen.

Die neue Hierarchietabelle und Klassifikationsdatenbank der VmDD

Die Vereinigung Medizinischer Dokumentare Deutschlands (VmDD) hat eine neue Hierarchietabelle für Berufe im Informations- und Dokumentationsdienst erstellt. Diese basiert auf dem H-Modul der Klassifikationsdatenbank VmDD-Kldb2021. Die Klassifizierung berücksichtigt Entstehungsgeschichte, Komplexität, Bildungsniveau und berufliche Anforderungen. Die umfassende Analyse zeigt, dass der Beruf des Medizinischen Dokumentars aufgrund seiner Geschichte, seiner Bedeutung und seiner vielseitigen Kompetenzen die Spitzenposition innerhalb der Hierarchie einnimmt.
 

Empfehlungen für Entscheidungsträger
 

Offizielle Anerkennung und Aufwertung des Berufs:
Der Beruf des Medizinischen Dokumentars sollte aufgrund seiner historischen Bedeutung und seiner zentralen Rolle im Gesundheitswesen in der beruflichen Hierarchie und öffentlichen Wahrnehmung gestärkt werden.

Förderung der Gleichwertigkeit von Ausbildungen:
Eine Gleichstellung der dualen Ausbildung mit Bachelorabschlüssen im Bereich „Medizinisches Informationsmanagement“ ist essenziell. Dies würde qualifizierten Fachkräften den Zugang zu neuen Karrieremöglichkeiten und einer angemessenen Vergütung erleichtern.

Sicherstellung von Ausbildungsqualität und Berufsförderung:
Staatlich anerkannte Ausbildungsordnungen sollten für den Arbeitssektor der medizinischen Dokumentation entwickelt oder aktualisiert werden, um die berufliche Qualität und langfristige Fachkräftebindung zu gewährleisten.

Förderung der Digitalisierung und Berufsmodernisierung:
Die digitale Transformation erfordert verstärkte Schulungen und Investitionen in elektronische Gesundheitssysteme. Medizinische Dokumentare müssen als treibende Kräfte dieser Entwicklung betrachtet werden.

Stärkere Kooperation zwischen Institutionen:
Es ist notwendig, dass Universitäten, Kliniken und Krankenhäuser gemeinsam mit der VmDD und anderen Fachgremien zusammenarbeiten, um langfristige Lösungen für den Fachkräftemangel zu entwickeln.

Fazit:
Der Beruf des Medizinischen Dokumentars ist unverzichtbar für die Qualitätssicherung und Effizienz im Gesundheitswesen. Durch die Anerkennung seiner Leistungen und eine strukturierte Förderung kann nicht nur der Fachkräftemangel bekämpft, sondern auch die Grundlage für eine zukunftsfähige und hochwertige Gesundheitsversorgung in Deutschland geschaffen werden.

 

Quelle: 1. Jahresbericht 2022 , Seite 47 (VmDD)

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